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21.10.10 In die zukunft — mit Selbtbesinnung der Vergangenheit

Sogar heute, nach 198 Jahren nach jenen Ereignissen, wird in Frankreich der Spruch: “Du siehst wie der Franzose auf der Beresina aus” gebraucht. Im Sinne, es kann nicht schlechter sein.
Die napoleonische Armee hatte es hier tatsächlich schwer: nach verschiedenen Einschätzungen, hat der Kaiser beim Übergang ca. 35 Tausend Menschen — militärisch und zivil verloren.
Ende November 1812 ist unweit des Dorfes Studenka eines der größten Dramen in der Geschichte Europas passiert.

Im Bus, der nach Borisow fährt, ist laut: die Uniformträger des Minsker Infanterieregimentes besprechen die letzten Neuigkeiten und erinnern sich an die Armeelieder, die vor zweihundert Jahren gesungen wurden. Die französischen “Uniformen” sitzen neben den Russen. So fahren wir am Wegweiser “Studenka” vorbei, bleiben in der Nähe von einem ländlichen Friedhof stehen, und jeder Soldat tritt an. Der Frost und der durchbohrende Wind. Man sagt, genau solches Wetter war im November 1812.
— Für Napoleon, der aus Moskau zurückgezogen ist, hatten Borisow und dessen Übergang eine strategische Bedeutung, und es haben alle verstanden. Aber der schiffbare mit den versumpften Auen Beresina ließ wenige Chancen der Infanterie, der Artillerie und der Kavallerie, — zeigt Olga Kalatschjowa, die Museumsführerin des Borisower touristischen Klubs. — An dem rechten Ufer des Flusses hat den Weg den Franzosen die Armee des Admirals Tschitschagows versperrt (nachdem die Russen Borisow zuerst erobert haben, sind sie gezwungen gewesen zurückzuziehen und haben hinter sich die Brücke verbrannt). Im Anmarsch waren Wittgenstein und Kutusow. Deshalb wollte Bonaparte zu einer List greifen … Durch ein falsches Manöver hat er den Gegner überzeugt, dass er vorhat, unweit des Dorfes Boljschaja Ucholoda, 15 Kilometer südlich von Borisow, den Übergang zu machen. Zu dieser Zeit bei Studenka (17 km nach dem Norden von der Stadt) hat man mit dem beschleunigten Tempo 2 Pontonbrücken gebaut.
400 Soldaten des Generals Eble arbeiteten im Eiswasser bis auf die Schultern und starben später von der Unterkühlung. Das Holz der nötigen Haltbarkeit gab es in der Gegend nicht, deshalb haben die Franzosen für die Balken die ländlichen Hütten auseinandergebaut. Bis ein Uhr nachmittags am 26. November hat man die erste Brücke errichtet, wo die Artillerie und die Kavallerie übergangen sind. Um vier Uhr hat man die zweite — für die Infanterie aufgestellt. Die Bewegung dauerte den ganzen Tag am 27. November, als zum Übergang der Wagenzug kam: verletzte, erfrorene Soldaten und auch Soldaten, die die Waffe verloren haben, Marketenderinnen, Kurtisanen, Familien mit den Brustkindern — Tausende und Tausende hungrige, von den Frösten abgequälte Menschen. Zum Morgen am 28. November hat der Angriff der russischen Truppen angefangen.
— Vor Angst, dass die Brücken vom Feind erobert werden, hat Napoleon befohlen, sie anzuzünden. Ein Teil der Militärwagenzüge hat es geschaffen, zu übergehen, der andere — nicht. Es hat das Chaos begonnen… Jeder beeilte sich, auf das Gegenufer zu geraten, indem man andere ins Wasser stürzte. Viele wurden von den Rädern und den Pferdehufen zerdrückt. Das Gejammer hat das Summen der Kerne, die Explosionen der Bomben und das Gewehrfeuer verdumpft. Die Infanterie, die Kavallerie, die Frauen und die Kinder stürzten sich schnell zur Brücke, aber es misslang denen, sie zu übergehen, — sagt Olga Kalatschjowa. — Von den brennenden Balken sind in den Fluss Kanonen und Wagen gefallen, Hunderte Menschen haben im Eiswasser gezappelt und um Hilfe gebeten. Neben den Brücken lagen ganze Schwadronen … Es gab so viele Leichen, dass der Fluss ausuferte und das Flußbett änderte. Am Morgen setzte der Frost ein. Unter den Leichnamen, die über der Oberfläche des Wassers ragten, waren die wie Statuen stehenden, verstarrten Kavalleristen auf den Pferden sichtbar. Es war das Reich der Kälte, des Todes und der Stille.
Im Ergebnis geling nur einem Drittel der Truppen Napoleons, nach dem Westen Richtung Wilna einzugehen. Der Rest ist umgekommen, erfroren oder hat sich gefangen gegeben. Die Verluste der russischen Truppen bewerten die Historiker mit 6 Tausend Menschen.
…Ein Friedhof beim Dorf Studenka. Die Ehrenwache aus den Soldaten beider Armeen in Form von 1812. Das Militärorchester des Verteidigungsministeriums. Zwei Waffensalven, eine Schweigeminute und die Zeremonie beim Grabstein, worunter die Leichname von 331 französischen Kämpfern neu beigesetzt wurden.
— Heute gedenken wir in Ehren der Soldaten und der zivilen Personen, die vor 196 Jahren nach dem erschöpfenden Rückzug auf der belarussischen Erde gestorben sind. Sie wurden Opfer der Kämpfe, des Hungers, der Kälten und der Krankheiten, aber insbesondere der menschlichen Unvernunft und der Selbstgefälligkeit, — sagte in ihrem Vortrag die Frau Mireille Musso, der Ausserordentliche und Bevollmächtigte Botschafter Frankreichs in der Republik Belarus. — Von der Armee Napoleons mit 500 Tausend Soldaten sind auf die heimische Erde nur 50 000 zurückgekehrt. Es sind diejenigen, wer Glück gehabt hat, in der Eishölle des Novembers 1812 zu überleben. Das Andenken an diese Katastrophe lebt in uns immer noch. Es ist eine ungeheuere Episode in der Geschichte des ganzen Europas, weil die Völker des ganzen Europas an diesem Krieg teilgenommen haben, sowohl einerseits, als auch andererseits. Ich möchte, dass das Wort “Beresina”, das in Frankreich seit dem XIX. Jahrhundert den Schrecken, die Verzweiflung und die Hoffnungslosigkeit der Niederlage symbolisiert, in dem XXI. Jahrhundert zum Bestandteil der allgemeinen europäischen Erinnerung wird. Zum Symbol der Versöhnung und der Freundschaft.
— Vor zwei Jahrhunderten ist auf den Ufern von Beresina nicht einfach eine Schlacht zwischen zwei nicht freundschaftlicher Armeen, sondern eine der in der europäischen Geschichte größten Tragödien, die die Leben von 50 Tausend Menschen mitgenommen hat, geschehen. Und man darf es nicht vergessen, — meint Walentin Schutko, der Stellvertretende Vorsitzende des Borisover Stadtbezirkexekutivkomitees.
General Bress, der Direktor des Museums der Armee Frankreichs, sprach über die Brechbarkeit der Welt. Darüber, dass sie keinen Preis hat und dass die Zukunft auf dem Wissen der Vergangenheit, und nicht auf der Lüge darüber gebaut wird. Zu verzeihen — bedeutet nicht, zu vergessen… Es gibt alle Voraussetzungen für die Gründung auf der Borisover Erde eines allgemeinen kulturell-historischen Zentrums. Seine Eröffnung könnte zum 200.-jährigen Jahrestag des Übergangs über Beresina in 2012 verbunden sein.
…Die Zeremonie wird durch die Niederlegung der Kränze zu drei Denkmälern auf dem Brilewskoje Feld beendet: dem russischen, dem sowjetischen und dem französischen. Das rechte Ufer des sagenhaften Flusses. Die roten Nelken auf dem weißen Schnee. Die Kanonensalve.


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