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26.01.10 Stil der Epoche

Die Fürsten Gediminas, Algirdas, Jogaila, die Khane Toktamisch und Devlet Haci Giray, der englische Graf von Northumberland und der Anführer des Aufstandes von 1794 Tadeusz Koœciuszko... Nur wenige Geschichtsfreunde können sofort die Frage beantworten, was diese und viele andere bekannte Persönlichkeiten der Geschichte verbindet. Diese Namen eint die Geschichte eines mittelalterlichen Schlosses, wo sie ihre in die Chroniken eingegangenen Taten ausgeführt hatten. Dies ist das Schloss von Lida (Gebiet Grodno, Belarus), ein Denkmal der Wehrkunst des 14.–15. Jahrhunderts.


Seine Geschichte, wie auch die vieler anderer, begann mit der Willenserklärung eines der Herrscher des Großfürstentums Litauen, des Fürsten Gediminas, der 1323 befahl, ein steinernes Schloss in Lida zu errichten. Einen mächtigen befestigten Bau brauchte man, um den Einfällen der deutschen Kreuzritter Widerstand zu leisten — ihr Andrang war zu jenen Zeiten am stärksten. Deshalb nahm man den Schlossbau sehr ernst.


Als Ort dafür wählte man eine vortreffliche Stelle: in einem sumpfigen Tal, wo das Flüsschen Kamenka in die Lideja mündete, schüttete man eine künstliche Insel aus Sand und Kies auf. Europäische Wehrbauten dienten als Muster, das jedoch den lokalen Traditionen und Bedingungen angepasst wurde. Im Ergebnis waren vier in einem Trapez geschlossene Wände auf der Insel entstanden, deren höchste nach Norden ausgerichtet war, denn die Gefahr kam am häufigsten von Norden. Das Schloss wurde sicherheitshalber auch von einem tiefen Graben umgeben. An zwei Ecken gab es Türme, in zwei Wände waren Tore eingebaut. Das kleinere Tor — die „Fortka“ (das Pförtchen) — wurde alltäglich benutzt, das große öffnete man nur für die feierliche Anreise der Herrscher und Gäste.


Laut historischer Dokumente lag im unteren Geschoss des Schlosses ein Kerker, darüber befanden sich ein Gericht und ein Archiv. In den oberen Geschossen waren Wohnräume untergebracht. Im Hof gab es mehrere Brunnen.
Der solide Bau diente den Menschen einige Jahrhunderte lang. Mehrere Male vergriffen sich Eindringlinge unterschiedlichster Art an ihm, aber das Schloss überlebte alle Katastrophen ohne besondere Zerstörungen, bis im Jahre 1702 ein schwedischer Trupp die Türme sprengte. Seitdem begann der Bau zu veröden.
Zum letzten Mal wurde das Schloss von Lida seiner Bestimmung gemäß während des Aufstandes 1794 unter der Führung von Tadeusz Koœciuszko genutzt, danach stand es eine lange Zeit leer.


Im 20. Jahrhundert versuchte man, das Denkmal der mittelalterlichen Kultur zu konservieren und wiederherzustellen. Einiges wurde auch erreicht. Heute wird die Perle der Geschichte, die direkt im Zentrum der Stadt Lida steht, sowohl als Museum, wie auch als Ort für Konzerte und Festivals genutzt. Zu einer attraktiven Besonderheit wurde das wiederbelebte Ritual der “Hochzeit des Fürsten Jogaila”, das von den Mitarbeitern des lokalen geschichtlich-künstlerischen Museums kreiert wurde. Laut den Annalen hat der Fürst, der im Laufe seines Lebens einige Male verheiratet war, tatsächlich zweimal eben im Schloss von Lida Hochzeit gefeiert. Heutzutage haben Reisegäste die einzigartige Möglichkeit, Augenzeugen dieser nachgestellten Feierlichkeit zu werden. Schon in nächster Zukunft kann das Baudenkmal den Gästen von Lida noch vieles mehr anbieten: das Schloss wird auf eine groß angelegte Rekonstruktion vorbereitet.


Im Institut Minskprojekt arbeitet man am architektonischen Entwurf. In den nächsten Jahren wird im restaurierten Schloss ein Museum der mittelalterlichen Traditionen und Kunst eingerichtet, wo es nicht nur Säle mit Schaustücken geben wird, sondern auch Räume für einen Ritterklub, Ausstellungen, Cafés. Kurzum wird dadurch ein vollwertiger Museumkomplex geschaffen.


Obwohl leider nur wenig Artefakte und historische Zeugnisse aus jener Zeit erhalten geblieben sind, wurde beschlossen, das Schloss im Stil des 15. Jahrhunderts zu restaurieren. Nach archäologischen Funden kann man die Anordnung der Hofgebäude beurteilen. Dementsprechend werden im Schlosshof ein Kastellanhaus, Kasernen, eine Schmiede und Pferdeschuppen errichtet, eine Galerie und zwei mittelalterliche Brunnen wierderhergestellt. Voraussichtlich wird auch der vorhandene Turm restauriert und ein weiterer Turm wiederhergestellt.
Hilfreich für die Architekten sind auch Skizzen des bekannten belarussischen Malers Napoleon Orda. Es stellte sich aber heraus, dass sie mit den Ergebnissen der Ausgrabungen nicht ganz übereinstimmen. Der Maler ließ bei der Arbeit an seinen Zeichnungen auch oft seiner Fantasie freien Lauf. Im Übrigen richten sich die Spezialisten nach Gravuren des alten Grodno, mit deren Hilfe man den Epochestil fühlen und rekonstruieren kann.


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