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15.05.07 Geheime Zauberei von Ivan Kirtschuk
Die populäre Band “Troiza” ist so oft im Rundfunk zu hören, im Fernsehen zu sehen, dass es scheint, Sie brauchen nur die Hand zu reichen und können schon den Leiter der Band Iwan Kirtschuk am Bart greifen. Und nun stellt es sich heraus, dass die Band in Minsk schon seit zwei Jahren nicht auftrat. Unverzeihlich viel für die Band eines solchen Niveaus.
“Troiza” verwirklicht ihre schöpferische Linie konsequent: Sie besucht entlegene Dörfer, sammelt das Musikmaterial, erschließt ihr Neuland, versucht die entgehende Atlantis des belarussischen Volkslieds wiederzubeleben. Sich selbst charakterisieren die Musiker ganz genau: “Troiza” machte eine Revolution im Verstand des belarussischen Publikums, indem sie zeigte, dass die Volksmusik nicht nur ein Teil der Elitekultur oder der Subkultur ist, sondern dass sie die allgemeinmenschliche, nahe und sowohl für einen Modefan, als auch für einen intelligenten Intellektuellen verständliche Kultur ist.
Dieses schöpferische Kollektiv eröffnet für uns die sakrale Schicht der Folklore, die aus der Energetik des Altertums und dem tiefen Psychologismus besteht. Wir haben nicht so viele Beispiele der Bands, die nach dem Musikmaterial in entlegene belarussische Dörfer, in die Region Polessje, fahren. Kirtschuk ist unser Schamane der Folklore. Nur seine Musikwaffen sind cooler, als gewöhnliches “Rock’n’Roll-Spielzeug”: Pfeife, Psalter, Hirtenpfeifen, Mundharmonika usw.
Die Band bereiste schon mit Konzerten die ganze Welt, spielte viele Solokonzerte vor, trat auf größten Festivals auf, nahm die Musik für Filme auf (“Kleine Flüchtlinge” und “Drei Taler”). Durch ihre Authentizität zieht sie nicht nur Fachleute, Kenner, Kritiker, sondern auch unerfahrene, junge Zuschauer an.
Der Regisseur Ssergej Rybakow drehte einen Film “Ich heilige mich mit der Sonne” über “Trioza”. Er wurde in New York während der vierten Internationalen unabhängigen Filmfestspiele vorgeführt, wo er allen sehr gefallen haben soll. Amerikaner wollen den Film für den Verleih erwerben. Nach den Worten von Ssergej soll sogar Robert de Niro selbst für den Film Interesse gezeigt haben.
Die Hauptquelle der Inspiration für die Gruppe ist aber das Auftreten im Heimatland.
Es sei zu sagen, im Ausland wüssten Leute nicht, worüber gesungen, was gesungen werde. Und in Minsk seien im Konzert seine nahen Verwandten, seine Studenten. Und zu den Konzerten in Belarus stellten sie sich sehr verantwortungsbewusst, sagt Iwan Iwanowitsch. Außerdem ermöglichten es die Minsker Bühnen, den Konzertklang dem Studioklang durch viele Instrumente anzunähern. Es könnten 30 oder 50 — vom Programm abhängig — sein.
Interessant, dass neue Instrumente in der Band regelmäßig erscheinen. Nur in diesem Jahr kauften die Musiker eine afrikanische Trommel, viele interessante Perkussionen, Okarinen. In ihrem Konzert singt die Band 29 Lieder.
Nichtsdestoweniger ist Kirtschuk nicht davon überzeugt, ob das Haus ausverkauft ist. Vielleicht ist der Zuschauer an die vibrierende Zauberei der Band “Troiza” nicht mehr gewöhnt? Denn sie ist heute, wie auch die professionelle Musikgründlichkeit selbst, nicht Mode. Die Band von Kirtschuk passt weder dem hausbackenem Musikglanz noch dem Show-Business, sie lebt abseits. Das ist nicht demonstrativ. Das ist die Treue dem einmal richtig gewählten schöpferischen Vektor. In die Tiefe zu graben ist eine ermüdende Arbeit, die auch nicht immer für das fremde Auge bemerkbar ist.
“Troiza” scheint am nächsten zu irgendwelcher geheimen Zone gekommen zu sein. In ihrer Musik ist die Pulsation von Jahrhunderten, vom nationalen Mythos zu hören. Sie arbeiten im dem Bereich, den einst Wladimir Muljawin entdeckte, sie arbeiten genauso ungestüm, hartnäckig. Die Aufnahmen zum neuen Album der Band werden beendet. Das sei eine schwere Arbeit, so was hätten sie noch nie geschaffen, gesteht Kirtschuk. Nie hatte er aber leichte Alben.
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