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26.03.07 Ein Treffen mit dem Wildtier

 

Im Posheshinsker Wald (Bezirk Malorita Gebiet Brest) ist an einem der Bäume nicht weit von der Eisenbahnstation das Schild mit der Aufschrift “Vorsicht, Katzen!” angebracht. Einer bin ich im vorigen Herbst in einem Walddurchhau begegnet. Da sehe ich: eine gefleckte Waldschönheit leckt Wasser aus der Pfütze. Luchs! Ein echter Luchs. Für einen Augenblick versagten die Beine — was, wenn er angreift? Aber er trank, schüttelte die Pfoten ab, wie das Hauskatzen machen, wenn sie sie nass bekommen, und verschwand im Wald.
Ich musste noch eine Weile bei der Pfütze sitzen bleiben. Ich staunte: Wieso war der Luchs, dieses Nachtraubtier, auf den Gedanken gekommen, am hellichten Tage trinken zu gehen, und hatte die Annäherung des Menschen nicht gespürt?
Als der wissenschaftliche Mitarbeiter des Nationalparks “Urwald von Belowesha” Alexej Bunewitsch von meinem Abenteuer erfuhr, äußerte er die Meinung, dass ich wirklich Glück gehabt hatte: Während seiner dreißigjährigen Arbeit im Urwald hatte er einen Luchs außerhalb des Geheges nur zweimal gesehen. Was auch nicht verwunderlich ist: Der Luchs ist dermaßen zurückhaltend, dass niemand die genaue Einzeltierzahl im Gebiet Brest bzw. im Land weiß — nur ungefähre Angaben sind vorhanden.
Im Urwald von Belowesha (wiederum nach ungefährer Zählung) hausen 25 bis 30 Luchse. Auf die Frage, ob sie nicht zu viele für 900.000 Hektar Waldgebiet sind, erwiderte Alexej Bunewitsch, dass “zu viel” auf Luchse überhaupt nicht zutrifft: Wenn es kein Futter gibt, ziehen sie einfach weg. So tun vor allem junge Männchen. Übrigens wurden seinerzeit zur gewissen Kontrolle der Migration von Luchsen laut dem Staatsprogramm “Ökologie des Luchses” 17 gefangene Einzeltiere mit Halsbändern mit Ortungssendern versehen. Einer der Luchse war nach zwei Wochen schon etwa 100 Kilometer weg in einem anderen Bezirk. Jetzt ist aber das Programm abgeschlossen und die Betriebsdauer der Funksender beträgt 2,5–3 Jahre, die schon abgelaufen sind, so dass es jetzt vorläufig keine Möglichkeit gibt, die Migration von Luchsen zu verfolgen.
“Mit einem Zug kann ein Luchs 3–5 Kilo Fleisch des getöteten Tiers auffressen, das Übriggebliebene wird versteckt und in den nächsten Tagen verzehrt,” sagt Bunewiscth. “Übrigens fressen die Luchse nicht nur Rehe, sondern auch… Mäuse.” Na, was soll man hier sagen: Katze bleibt Katze.
Der leitende Jagdaufseher des Forstbetriebs von Prushany in demselben Gebiet Brest, Stepan Kotylo, der für den Urwald von Rushany zuständig ist, hat für Luchse nicht besonders viel übrig, da diese Rehe töten.
“Obwohl der Luchs eine erwünschte Beute ist, sehe ich keine reale Vernichtungsgefahr für den Luchs als Art”, meint Stepan Iwanowitsch. “Mit Rehen haben wir wirklich ein Problem — ihre Zahl sinkt. Schuld an dieser Situation sind aber auch Wölfe. Einen großen Wolfsrudel haben wir im vorigen Jahr abgeschossen. Allerdings hat der Luchs auch Auerhähne gern, die er erfolgreich jagt. Als Ergebnis schaden diese gastronomischen Vorlieben der Luchse merklich dem Wildbestand des Urwaldes von Rushany
Es besteht die Meinung, die Luchse dürften abgeschossen werden, aber sie tun mir Leid: auf dem Territorium des Urwalds von Belowesha, so Bunewitsch, habe es seit dem Zweiten Weltkrieg keine Fälle gegeben, dass Luchse den Menschen angegriffen hätten. Meine Begegnung im Walde ist ein Beweis dafür.


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